Erschienen am 14.03.2023 bei Oberberg Aktuell

ks; 14.03.2023, 16:30 Uhr

Oberberg – Die Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land unterstützt Betroffene und Angehörige auf ihrem Weg durch die Demenz.

Eine zunehmende Vergesslichkeit, Probleme bei der Orientierung, plötzliche Stimmungsschwankungen oder auch Schwierigkeiten dabei, sich selbst zu pflegen – all das können Symptome einer Demenzerkrankung sein. Mit der Diagnose verbunden sind oftmals Gefühle wie Scham, Angst oder Hilflosigkeit – auch bei Angehörigen, denn ein derartiger Befund verändert nicht nur das Leben der Betroffenen. Hilflosigkeit empfunden hat auch Dieter Gwiasda, als seine Mutter an Demenz erkrankte. „Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte“, gab der Wiehler heute im Rahmen eines Gespräches mit OA ehrlich zu.

Mit dieser Situation ist Gwiasda beileibe nicht allein. Nach Schätzungen der Alzheimer Gesellschaft sind bundesweit etwa 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt; die Tendenz steigt. „Aber es gibt uns – und die Menschen haben ein Recht auf Beratung“, sagte Uwe Söhnchen als Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land – und damit dem gemeinnützigen Verein, bei dem auch Gwiasda Hilfe gefunden hat. 2004 ist der Verein aus der „Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft im Oberbergischen Kreis“ hervorgegangen, berät und informiert Betroffene und Angehörige. Über die Jahre hinweg wurden dabei über 1.000 Familien betreut.

Treibende Kraft ist seit vielen Jahren Gründungsmitglied Ursula Wolf. Die 2. Vorsitzende des Vereins geht von einer hohen Dunkelziffer unter Demenzerkrankten aus, da viele Betroffene mit ihren Symptomen keinen Neurologen aufsuchen würden. Wie die beiden Vorsitzenden erklären, wird zwischen der primären und der sekundären Demenz unterschieden. Erstere „ist zurzeit nicht heilbar. Die Ursachen der Erkrankung sind noch unklar“, so Wolf. Dabei sei Alzheimer mit bis zu 70 Prozent die häufigste Demenz-Form.

Die sekundäre Demenz ist eine Folge von anderen Erkrankungen wie Hormonstörungen, einem schlecht eingestellten Diabetes, einem Schlaganfall oder auch einem langjährigen Alkoholmissbrauch. „Zehn Prozent der Demenzen, die eine körperliche Ursache haben, können behoben werden“, sagte Söhnchen. Dabei spiele auch eine falsche Medikamentengabe eine Rolle. Diese würden laut Söhnchen nicht nur bei Männern und Frauen unterschiedlich wirken. Auch das Alter der Patienten müsse bei der Medikation bedacht werden.

Neben der Beratung von Betroffenen und Angehörigen vermittelt die Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land auch geschulte ehrenamtliche Demenzbegleiter, die Erkrankte stundenweise zu Hause besuchen. Während die Betroffenen Zeit mit ihrem ehrenamtlichen Besucher verbringen, werden die Angehörigen entlastet, gewinnen dadurch etwas Freiraum. Darüber hinaus veranstaltet der Verein mehrmals pro Jahr Schulungen zum Umgang mit Demenzerkrankten, an denen auch Angehörige und Interessierte teilnehmen können. Die Kurse bestehen laut Wolf aus neun Modulen und dauern etwa eineinhalb Monate. „Aktuell läuft ein Kurs. Der nächste startet im Mai.“

Der Verein begleitet zahlreiche Menschen im Oberbergischen – von Morsbach im Süden des Kreises bis hin zu den nördlicher gelegenen Kommunen Marienheide und Wipperfürth. Im Herbst haben die Verantwortlichen des Vereins ihr Büro in Gummersbach-Dieringhausen aufgegeben und Räumlichkeiten an der Wiehler Hauptstraße 33 bezogen, liegen damit zentraler im Tätigkeitsgebiet. Neben Ursula Wolf sind im Büro auch Kornelia Klumb, Silke Hardt-Ramadani und Susanne Jucknat erreichbar. Ehrenamtlich unterstützt wird das Team derzeit von rund 50 Demenzbegleitern.

Die Arbeit bei der Alzheimer Gesellschaft lebt von Mitgliedschaften, Spenden und einem ehrenamtlichen Engagement. Außerdem kann der gemeinnützige Verein auch auf Leistungen der Pflegekasse sowie Entlastungsleistungen zurückgreifen. Für die Betroffenen ist das Angebot kostenfrei. „Trotzdem: wir sind auf Unterstützung angewiesen. Wir brauchen mehr Ehrenamtler, Mitglieder und Spender – denn unsere Aufgabe wird leider immer wichtiger“, sagte Gwiasda, der sich mittlerweile ehrenamtlich für den Verein engagiert.

Die Mitarbeiter im Büro der Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land sind unter Tel.: 02262/75 27 910 sowie per Mail an info@bergische-alzheimer.de erreichbar. Spenden an den Verein können auf das Konto mit der IBAN DE77 3705 0299 0356 5507 54 bei der Kreissparkasse Köln überwiesen werden. Weitere Informationen sind auf der Website des Vereins zu finden.